Bild: Brauerei Fischerstube
Dr Ueli wird fuffzig!
Vor 50 Jahren kam es in Basel zur Initialzündung der gesamteidgenössischen Biervielfalt. Eine Revolution kam ins Rollen. Endlich. Im Restaurant Fischerstube an der Rheingasse wurde nämlich Schweizer Bier ausgeschenkt, das es in der Schweiz eigentlich gar nicht geben durfte. Wie das? Ein tapferer Kleinbasler, Röntgenarzt von Beruf, hatte dem heiligen Bierkartell die Stirn geboten und in einer seiner Liegenschaften eine Kleinbrauerei einbauen lassen. Die Kartellherren zwangen ihm ein Bier auf, das er nicht mochte, sodass er eigenes brauen liess. Seit 50 Jahren sprudelt nun das Ueli-Bier (www.uelibier.ch). Dieser Heldentat gedenkt das Restaurant Fischerstube am Mittwochabend, 13. November 2024, und schenkt die damals gängigen Biere, gebraut nach Originalrezept, zu den damals gültigen Preisen aus.
Zwei wollten es genau wissen
Vor rund 46 Jahren fuhren Hans Meier, der nachmalige Gründungspräsident der GFB, und ich nach Basel. Wir hatten in einer Zeitung gelesen, in Glaibasel gebe es eine kleine Brauerei, die sich dem Bierkartell widersetzt habe. Man könne als Restaurantgast durch eine Glasscheibe in die angegliederte Brauerei hineinblicken. So sassen wir also in der Fischerstube in der Rheingasse, blickten uns um und bombardierten das Personal mit Fragen. Da mischte sich am Nebentisch ein gesetzter Herr folgendermassen ein: «Nidecker, Hansjakob Nidecker», stellte er sich vor, «ich bin der Brauereibesitzer.» Er reichte uns die Hand, setzte sich zu uns und begann zu erzählen.
Nidecker hatte vor wenigen Jahren das heruntergekommene Haus gekauft, in dem er preisgünstige Wohnungen für Normalbürger erstellen liess. Um die Wohnungen zu amortisieren, liess er im Parterre ein Restaurant einbauen. Von der Brauerei Warteck, seinem Lieblingsbier, erhielt er aber den Bescheid, man könne ihn nicht beliefern, das Bierkartell erlaube das nicht, er müsse Ankerbier aus Frenkendorf ausschenken. Nidecker wollte sich das nicht bieten lassen und wurde beim Bierkartell vorstellig. Doch die Kartellherren liessen nicht locker. Nidecker drehte den Spiess um: «Denen habe ich baff ins Gesicht gesagt, dann mache ich mein eigenes Bier!» Gesagt, getan – und so kam es auch. Seither sprudelt in der Brauerei Fischerstube das Ueli-Bier. Und das Bierkartell ist kurze Zeit später schliesslich zusammengebrochen; geschieht ihm recht.
Herrlicher Ton unter der Pergola
Nidecker kam beim Erzählen so richtig in Fahrt und stellte uns seinem Brauer Anton Welti vor, der uns jedes Detail zeigte. Wir setzten uns dann noch in den Garten hinter dem Haus. Die Pergola bestand aus einem etwa 6 Quadratmeter grossen Schiff. So nennt man im Brauergewerbe den grossen flachen kupfernen Behälter, in den die warme Bierwürze geleitet wird, damit sie schnell abkühlt. Just während wir da sassen, liess Welti die Würze los, die sich mit verhaltenem Prasseln ins Schiff ergoss. Ein herrlicher Ton, den man heutzutage wohl kaum mehr irgendwo hört. Aber in Erinnerung bleibt er ganz fest.